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Buchstabensalat

Elizabeth Kostova "Der Historiker"

1972 findet die Tochter des Historikers Paul in seiner Bibliothek einige rätselhafte vergilbte Briefe. Zunächst will er ihr die Hintergründe der Schriftstücke nicht erläutern, muss jedoch bald erkennen, dass seine Tochter nur auf eigene Faust nachforschen wird, wenn er nichts erzählt. Also nimmt er sie mit auf eine beispiellose Zeitreise: In die 1950er Jahre als er selbst als junger Doktorand unter schwierigsten Bedingungen in Istanbul, Budapest und Sofia einem Geheimnis auf der Spur war sowie in die 1930er Jahre als sein Doktorvater in Rumänien und Istanbul das selbe Rätsel lösen wollte. Und nun werfen die Ereignisse von damals ihre Schatten in die Gegenwart. Wird sich endlich klären, wo Draculas Grab liegt und was wirklich an der Legende um den untoten Fürsten dran ist?

Das Buch hat eindeutig seine Stärken und Schwächen. Gefallen hat mir die Grundidee, den Dracula-Mythos mal anderes zu beleuchten und ihm einen historischen Unterbau zu geben. Das las sich spannend und es machte Spaß, sich die Frage zu stellen: Und wenn Vlad Tepes nun doch ein Vampir war bzw. ist? Gut umgesetzt fand ich auch die Erzählart mit den Rückblicken - mal aus Sicht der Tochter, mal des Vaters, zwischendurch in der Form von Briefen. Gar nicht gefallen hat mir jedoch das Ende. Zum einen war es mir zu viel auf einmal, was sich da auflöste und dann ging es einfach zu schnell und einfach. Als ob sich ein so durchtriebener Taktiker wie Dracula so einfach ausschalten lassen würde. Was mir ebenfalls an vielen Stellen negativ auffiel, ist die Sprache. Die Autorin neigt zu völlig umständlichen Schachtelsätzen, die man teilweise mehrfach lesen muss, um sie zu verstehen. Vielleicht ist das auch eine schlechte Übersetzung, aber diese gestelzte Sprache fand ich überzogen und unnötig (und ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen lange Sätze - ganz im Gegenteil).

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
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Mark Haddon "Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone"

Der 15-jährige Christopher findet im Nachbargarten einen toten Hund. Da er den Pudel gerne mochte, beschließt er zu ermitteln, wer das Tier getötet hat. Doch Christopher ist nicht irgendein jugendlicher Hobby-Detektiv: Er hat Autismus und dies prägt auch seinen Ermittlungsstil. In Sachen Logik macht ihm niemand etwas vor und wenn sich der Fall nur mit mathematischem Sachverstand lösen ließe, hätte Christopher ihn wohl in Höchstgeschwindigkeit aufgeklärt. Doch für seine Ermittlungen muss er mit den Menschen in der Nachbarschaft interagieren und das ist etwas, was ihm so gar nicht liegt. Und so bringt er sich mehr als einmal in komplizierte Situationen, sehr zum Entsetzen seines Vaters, der ihm das Ermitteln schließlich strickt verbietet. Doch so einfach ist Christopher nicht von seinem Vorhaben abzubringen - auch dann nicht, als er nicht nur herausfindet, wer den Hund umgebracht hat, sondern auch noch ein Familiengeheimnis lüftet...

Ein tolles Buch mit einem ungewöhnlichen Helden - was auch den Reiz des Romans ausmacht. Als Leser*in erfahren wir einiges über die Sichtweisen und das Erleben der Welt von Menschen mit Autismus. Ich hatte schon ein wenig Vorwissen in diesem Bereich, daher war mir einiges bekannt. Es ist aber trotzdem noch einmal etwas Anderes die Schilderungen von Christophers Welt in geballter Form zu lesen. Nebenher lernt man auch etwas über Mathematik - natürlich nur über einfache Probleme, von denen Christopher gar nicht versteht, dass man die Lösung erklären muss. :-) Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich den Beweis aus seiner Abiturprüfung auch mit den Erläuterungen nicht verstanden habe - wobei ich damit leben kann.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
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Jenn Lyons "Der Untergang der Könige" (Drachengesänge 1)

In einem Verlies sitzen ein Junge und ein Monster und erzählen abwechselnd eine Geschichte: Kihrin, der Junge, berichtet, wie er vor dem Dasein als Sklave gerettet, in Magie und Schwertkampf ausgebildet wurde und dann zurückkehrte, um seine Heimat vor einer großen Bedrohung zu retten. Doch der Plan scheiterte und nun wartet er auf sein Schicksal, bewacht von einem Monster. Klaue, das Monster oder genauer eine Gestaltwandlerin, schildert hingegen jene Ereignisse, die zu Kihrins Dasein als Sklave führten: Wie aus dem einstigen Dieb der verlorene Sohn einer Adelsfamilie wurde, der zwischen die Fronten der Politik geriet. Wenn die Geschichten zu Ende erzählt sind, wird sich Kihrins Schicksal entscheiden...

Oh weh, ja, genauso verworren, wie sich die Zusammenfassung liest, ist das Buch leider auch. Hier hat die Autorin offenbar zu viel gewollt bzw. es dann nicht umsetzen können. Durch die Handlung durchzusteigen mit allen Abschweifungen und Zusammenhängen ist extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Und dann diese ganzen Personen, die ihre Seelen tauschten - ich bin irgendwann nicht mehr mitgekommen. Zusätzlich muss ich ehrlich sagen, dass ich die Hauptfigur blass bis nervig finde und mir mehr als ein Mal egal war, was mit ihm passieren wird. Irgendwie hatte ich mir weitaus mehr von dem Buch versprochen.

2
Durchschnitt: 2 (1 Bewertung)
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Ethan Cross "Die Stimme des Zorns"

Francis Ackerman jr. arbeitet mittlerweile für das FBI und tut das, womit er sich am besten auskennt: Er jagt Serienkiller. Dass er selber einer war, hilft ihm dabei ungemein. Sein letzter Partner wollte allerdings nicht auf Ackermans Rat hören und endete als Opfer des Mannes, den die beiden gesucht hatten. Ackerman erhält daher eine neue Partnerin, von der er jedoch alles andere als begeistert ist - was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Doch die beiden müssen sich wohl oder übel zusammenraufen, denn ihr neuer Fall hat es in sich. Das Alien ist nicht nur gefährlich, sondern kann es in Sachen Intelligenz durchaus mit Ackerman aufnehmen - und zusätzlich hat es noch die ein oder andere Überraschung in der Hinterhand...

Nach der Reihe um die Shepherd-Organisation bekommt die meiner Meinung nach einzig interessante Figur aus diesen Büchern nun eine eigene Serie. Das finde ich grundsätzlich sehr gut und ich habe dieses Buch auch mit deutlich mehr Spaß gelesen als die Vorgänger-Romane. Es stört mich jedoch immer noch, dass Ackerman nicht mehr wirklich böse ist. Er wird viel zu nett und sympathisch dargestellt, mutiert damit also immer mehr zu Heldenfigur. Ich hätte gerne den Anti-Helden vom Anfang wieder, auch wenn die Bücher dann sicherlich ganz anders aussehen müssten. Aber jetzt wird Ackerman immer mehr zum Superhelden mit dunkler Vergangenheit - und das reicht mir für die Figur nicht.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
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Alex North "Der Schattenmörder"

Paul Adams kehrt zurück in den Ort seiner Kindheit. Eigentlich wollte er nie wieder herkommen, aber seine Mutter liegt im Sterben und so wagt er schließlich doch den ungewollten Schritt. Paul war damals Mitglied einer Jungen-Clique um den charismatischen Charlie Crabtree, die sich mit luziden Träumen beschäftigt hat. Paul ging die Sache irgendwann zu weit und er stieg aus - gerade noch rechtzeitig. Die Anderen wollten ein bizarres Ritual umsetzen und haben dabei einen Mord begangen. Paul hatte eigentlich gedacht, er hätte mit den Ereignissen von damals abgeschlossen, doch nun mehren sich merkwürdige Ereignisse. Rote Handabdrücke auf dem Dachboden, ein rätselhaftes Klopfen in der Nacht und dann noch die Zeitausschnitte seiner Mutter, die auf Nachahmungstäter hindeuten. Oder hat etwa Charlie Crabtree, der nie gefunden wurde, überlebt und mordet weiter?

Mir hatte schon der Debütroman des Autors sehr gut gefallen und mit diesem Buch zeigt er sich erneut auf dem gleichen, sehr guten Niveau. Erzählt wird eine spannende Geschichte mit einigen Wendungen, die für mich als Leserin sehr überraschend kamen, aber durchaus logisch sind. An einigen Stellen im Buch habe ich mich gefragt, ob hier wirklich noch ein Thriller vorliegt oder nicht doch fantastische Elemente zum Tragen kommen werden. Dies konnte aber zu Gunsten des Ersteren aufgelöst werden. Ich hab das Buch nahezu in einem Rutsch gelesen, was wirklich nicht schwerfällt, da es ein ziemlicher Pageturner ist.

4
Durchschnitt: 4 (1 Bewertung)
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Markus Heitz "Exkarnation - Seelensterben"

Claire Riordan hat sich mittlerweile an ihr Leben im Körper der einstigen Marlene von Bechstein gewöhnt. Doch kaum ist Normalität in ihrem Alltag eingetreten, da verschwindet ihr Mann Eugen spurlos. Ihre Suche führt sie mit dem Ex-Rocker Ares Löwenstein und dem Bestatter Konstantin Korff zusammen, die eigentlich einer rätselhaften rothaarigen Frau auf der Spur sind, von der Ares denkt, dass sie eine Vampirin ist. Was auch durchaus zutrifft, denn es handelt sich um Judastochter Sia, die noch immer Eric von Castell und ihre Enkelin Elena sucht, die nach wie vor von Libra gefangen gehalten werden. Sias beste Spur scheint jener rätselhafte Japaner zu sein, der für die Organisation arbeitet. Dieser verfolgt jedoch insgeheim eigene Pläne und in Zusammenarbeit mit dem Professor, einem Wesen aus einer anderen Dimension, der in unserer Welt gestrandet ist. Irgendwo dazwischen befinden sich die übrigen Seelenwanderer, für die Libra sich so langsam zu interessieren beginnt. Und Konstantin Korff hat einen weiteren Feind ausgemacht oder bildet er sich nur ein, dass sich sein Schatten und sein Spiegelbild manchmal merkwürdig verhalten?

Der Inhalt liest sich vermutlich konfuser als das Buch tatsächlich ist. Allerdings sollte man in der Tat mit den anderen Werken des Autors vertraut sein, um die ganzen Charaktere richtig zuordnen und die Zusammenhänge verstehen zu können. Das Buch selbst ist gut erzählt und spannend. Ich hab es weitaus lieber gelesen als den ersten Teil, der im Vergleich dazu etwas zäh war, was die Handlung anging. Das Ende ist ein recht fieser Cliffhanger - zumindest, wenn man das Bonuskapitel dazuzählt, was ich jetzt einfach mal tue. Es freut mich aber, dass sich meiner Meinung nach damit mehr als andeutet, dass meine Lieblingsfigur Konstantin Korff noch weitere Auftritte haben wird.

3
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Amie Kaufman & Jay Kristoff "Gemina" (Die Iluminae Akten 2)

Auf der Sprungstation Heimdall scheint alles seinen gewohnten Gang zu geben: Der Terratag steht kurz bevor und alle Bewohner*innen machen Pläne für die Feiern. Doch es kommt anders, als sie erwarten. Eine Truppe Söldner infiltriert die Station, tötet den Kommandaten und übernimmt alle zentralen Stellen. Hannah Donnelly die Tochter des Kommandanten kann den Eindringlichen entkommen. Gemeinsam mit Nik Malkow, dem Sohn eines Mafiabosses, versucht sie herauszufinden, was hinter dem Angriff steckt. Unterstützung erhalten sie dabei von Niks Cousine Ella, die ein technisches Genie ist und diverse Systeme für die beiden hakt. Bald erfahren sie den Grund für den Angriff: Die Sölnder kommen von BiTech und sollen sicherstellen, dass der Kampfverband Kennedy das Sprungtor der Heimdall unbemerkt passieren kann. Dieser soll wiederrum ein Schiff zerstören, das sich aus anderer Richtung der Heimdall nähert - das Raumschiff Hepaita, welches Flüchtlinge eines Angriffs von BiTech auf eine illiegale Mine beherbergt. Und der Konzern wird alles tun, um zu verhindern, dass diese Zeug*innen in ein anderes System gelangen und von den Vorfällen berichten können...

Wie auch schon der erste Band der Reihe zeichnet das Buch weniger seine Geschichte als vielmehr die Art, wie diese erzählt wird, aus. Erneut wird eine Mischung aus Chatmitschriften, Dokumenten und den Beschreibungen von Videoaufnahmen der Bordkameras genutzt, um den Eindruck zu erwecken, sich als Leser*in durch eine real existierende Dokumentensammlung zu lesen und somit die geschilderten Ereignisse zu erleben. Aber gerade die Darstellungsform ist es nach wie vor, die die Reihe und damit auch dieses Buch für mich so interessant macht. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass auch noch der dritte Band übersetzt wird, habe aber leider so meine Zweifel. Das englische Original ist jedenfalls schon lange erschienen.

3
Durchschnitt: 3 (1 Bewertung)
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Benedict Jacka "Der Wächter von London"

Alex Verus hat eigentlich mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Doch nun sieht es so aus, als würde ihn diese auf sehr unangenehme Weise einholen. Als Lehrling eines Schwarzmagiers war er einst an der Entführung einer jungen Frau beteiligt und nun will deren Bruder Rache. Da seine Schwester nie wieder auftauchte, ist er davon überzeugt, dass sie gestorben ist und Verus soll nun das gleiche Schicksal teilen. Alle Versuche mit Gesprächskunst und Weglaufen aus der Sache rauszukommen, sind erfolglos und Alex Verus muss sich bald eingestehen, dass er vor einem sehr ernsten Problem steht. Nur dank der Hilfe seiner Freunde ist er noch am Leben und wenn er will, dass das noch länger so bleibt, muss er sich auf ein paar Fähigkeiten verlassen, die er eigentlich schon lange hinter sich gelassen haben wollte...

Wow, mit diesem vierten Band der Reihe geht es tief hinein in Alex Verus' Vergangenheit und endlich erfährt man mehr über die Hauptfigur. Dass er auf seine Vergangenheit nicht gerade stolz ist, war ja seit dem Anfang der Reihe bekannt, doch jetzt entwickelt sich ein Handlungsbogen, der vermutlich noch mehrere der zukünftigen Bücher in der Reihe umfassen dürfte. Ich fand jedenfalls das hier betrachtete Buch wieder sehr spannend und kurzweilig und bin wirklich sehr gespannt auf die weiteren Entwicklungen. Da deutet sich mit dem Cliffhanger am Ende dieses Buches, der eigentlich nur als echt fies bezeichnet werden kann, wirklich was an.

5
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Jodi Taylor "Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass" (Chroniken von St. Mary's 2)

Dass Madeleine Maxwell mittlerweile eine erfahrene Historikerin am St. Mary's Institut ist, heißt nicht, dass ihr Leben weniger chaotisch verläuft. Der letzte Sprung ihrer Freundin Kal, die das Institut verlassen will, endet für beide beinahe tödlich - es konnte aber auch niemand ahnen, dass sie Jack the Ripper nicht nur sehen, sondern auch in ihrem Pod mit in die Gegenwart bringen würden. Dann wird Chief Farell in die Zukunft entführt und Max bricht zu einer Rettungsmission auf, an deren Ende sie nicht nur eine alte Feindin wiedertrifft, sondern plötzlich auch komissarische Direktorin des Instituts wird. Und schließlich ist da noch diese Sache mit Maria Stuart, die plötzlich nicht hingerichtet wird, sondern munter weiter Königin von Schottland bleibt und sich stattdessen ihrer Rivalin Elisabeth entledigt. Offenbar manipuliert jemand an den Zeitlinien herum und bald erkennt Max auch, wer dieser Jemand ist. Ein weiterer alter Feind ist aufgetaucht und ihn zu besiegen, ohne für Paradoxien zu sorgen, ist gar nicht so einfach. Dagegen ist die Sache mit den Dodos ein Klacks...

Wie auch schon der erste Band der Reihe hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Es hat erneut diesen herrlich subtilen britischen Humor und eine tolle sowie unkonventionelle Hauptfigur als Ich-Erzählerin. Die Handlung selbst mag vielleicht ein bisschen skuril wirken (Jack the Ripper, Dodos, Maria Stuart in einem Buch), aber beim Lesen hat man dafür umso mehr Spaß. Ich hoffe auf jeden Fall auf weitere Übersetzungen der Reihe ins Deutsche und das bitte auch gerne schnell.

5
Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)
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Stuart Turton "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle"

Aiden Bishop durchlebt den gleichen Tag immer wieder und wieder. Allerdings bleibt er dabei nicht er selbst, sondern erwacht jeden Morgen im Körper einer anderen Person. Seine Versuche aus dem rätselhaften Anwesen Blackheath zu entkommen, sind zum Scheitern verurteilt. Was es mit den rätselhaften Ereignissen auf sich hat, erschließt sich ihm zunächst nicht, bis eine rätselhafte Gestalt in der Verkleidung eines Pestdoktors ihm alles erklärt: Aiden hat acht Tage, um herauszufinden, wer der*die Mörder*in von Evelyn Hardcastle ist, deren Tod Aiden jeden Abend beiwohnen muss.

5
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