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Werksschließung: Wie Opel seine Mitarbeiter ins Gefangenendilemma treibt

Dass (mindestens) ein Werk von Opel geschlossen wird, ist angesichts der katastrophalen Auslastung der Werke wohl keine Frage mehr. Neben den Personalkosten sind die Kosten für das tote Kapital nicht laufender Maschinen und Werke der größte Kostentreiber. Da Opel seine Managementfehler gegen eine bessere Auslastung der Werke (kein Marktzutritt in den USA und Asien, kein Oberklassewagen) nicht korrigieren will, ist die Schließung eines Werkes nur konsequent und absehbar. Fraglich ist nur, ob es das Opel-Werk in Bochum doch nicht trifft.

Und für dieses Ausscheidungsrennen haben sich die Opel-Manager ein makaberes, aber aus ihrer Sicht überaus cleveres Spiel für das eigentlich überflüssige (da Bochum wohl schon feststeht) Ausscheidungsrennen ausgedacht. Sie spielen die Opelwerke gnadenlos gegeneinander aus - auch wenn Opel-Chef Stracke etwas anderes behauptet, denn sein Nachsatz "ausschlaggebend seien allein die Kosten" gibt die Zielrichtung vor: Mal wieder schlägt ebenso gnadenlos das Gefangenendilemma zu.

Da eben Personalkosten nicht das einzige sind, wo Opel der Schuh drückt, würde auch bei kollektivem Lohnverzicht aller Opel-Mitarbeiter ein Werk (wahrscheinlich Bochum) über die Klinge springen. Also wäre für die Opel-Mitarbeiter die kollektiv beste Entscheidung keine Lohnkürzungen zu akzeptieren. Oder wie es der Bochumer Betriebsratschef Einenkel sagt: "Wir bezahlen doch nicht für die eigene Beerdigung."

Doch genau das werden die Opel-Mitarbeiter machen. In Ellesmere Port haben die Arbeitnehmer bereits Lohnkürzungen zugestimmt, um den Astra aus Rüsselsheim zu bekommen. Und so wird es allen Standorten gehen. Aus Angst das einzige Werk ohne Lohnkürzung zu sein und damit doch anstatt Bochum geschlossen zu werden, werden sie sich bis an die Schmerzgrenze herunterhandeln lassen. Als Entscheidungshilfe setzt Opel den Mitarbeitern dabei die Pistole auf die Brust: "das Management hat gesagt, akzeptiert diese Forderungen, oder das Werk wird geschlossen." Denn falls die Mitarbeiter in einem Werk keine Lohnkürzungen akzeptieren würden, springen mit Sicherheit die Bochumer Opelaner ein.

Am Ende sind alle Opelaner die Verlierer und GM bzw. Opel der große Gewinner. Neben der Werksschließung haben sie noch die Lohnkosten ordentlich und flächendeckend gedrückt.

Das Beispiel Bochum zeigt aber noch ganz nebenbei, was i.d.R. von ausgehandelten Beschäftigungsgarantien zu halten ist. Der Zeitrahmen der Beschäftigungsgarantie ist meist nicht länger als eh gebraucht würde, um die Produktion in andere Standorte zu verlagern. D.h. erst Beschäftigungsgarantien mit Zeiträumen deutlich über denen einer "normalen" Produktionsverlagerung sollten Seitens der Arbeitnehmer akzeptiert werden. 

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Maik Hetmank: