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Blackfield Festival am 25./ 26.06. 2011 im Amphitheater Gelsenkirchen

So, alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei - oder auch nicht. Jedenfalls war unser dritter Besuch beim Blackfield Festival nicht ganz so schön, wie die beiden davor. Das lag nicht nur am Wetter, das sich vor allem am Samstag von seiner nasskalten Seite zeigte, sondern insbesondere an der Kombination aus alten (Abreise mit dem ÖPNV nach Ende des Festivals besonders am Sonntag) und neuen Problemen (katastrophaler Sound und Technikprobleme). Ich starte trotzdem erstmal mit den Bands - zumindest denen, die wir gesehen haben, dieses Jahr haben wir es ein bisschen ruhiger angehen lassen.

Samstag, 25.06.: (Aufgrund des extrem schlechten Wetters hat Maik am Samstag leider nicht fotografiert. Dafür gibt es vom Sonntag umso schönere Bilder.)

Burn: Die haben wir verpasst. Das war uns dann doch zu stressig unbedingt schon so früh da sein zu müssen. Daher kann ich zu dieser Band nix sagen. Sorry.

Autodafeh: Von denen haben wir - hmm, ich schätze jetzt mal - das letzte Drittel des Sets mitbekommen. Ich fand die ganz okay, haben mich nicht umgehauen, aber ganz solider EBM, der ein wenig an Front 242 erinnert. Durchaus ausbaufähig, allerdings habe ich immer noch so meine Probleme, wenn solche Musik so früh am Tag läuft. Ich komm auf die Bässe nicht klar, wenn ich noch dabei bin mein Frühstück zu verdauen.

[Maiks zweite Meinung: Ich brauche keinen Pseudodrummer, der den immer gleichen Beat nach Hörprobe mit dem Playback synchronisiert. Für den Drummer kann ich mir dann auch die Flippers anschauen, für den gleichen Beat tuts auch "der" Wendler.]

Solar Fake: Hier haben wir uns zum Shopping aufgemacht. Ich hab die unfreiwillig ja schon mal als Vorband für VNV Nation gesehen und brauchte das nicht nochmal. Klang auch auf Entfernung nicht so, als wenn die sich mittlerweile positiv weiterentwickelt hätten. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Sven Friedrich so einen Blödsinn macht. Die Dreadful Shadows waren mal gut. Dann kam Zeraphine, da waren die ersten beiden Alben auch gut, danach nur noch uninspirierter Einheitsbrei. Und jetzt noch was Elektronisches, was auf den gleichen Bullshit hinausläuft. Naja, wenn er meint. Wir haben derweil versucht im XTRAX-Zelt ein wenig zu trocknen.

Absolute Body Control: Bei denen waren wir dann wieder dabei, allerdings hauptsächlich, weil eine Freundin von uns die sehen wollte. Ich fand die irgendwie nichtssagend, weder Melodien noch Gesang konnten mich mitreißen. Da fehlte was. Naja, ich war dann damit beschäftigt möglichst nicht auf unseren Rucksack zu tropfen.

Mono Inc.: Ja, hier kommt das erste Highlight des Tages. Auf die hatten wir uns besonders gefreut, wissen wir doch von diversen Konzerten und den beiden Auftritten beim Castle Rock, was für hervorragende Live-Qualitäten die drei Herren mit der Lady an den Drums haben. Doch - oh weh - die Technik machte dem Genuss hier den ersten Strich durch die Rechnung. Sänger Martin war schlecht zu hören, viel zu leise. Dafür war die Gitarre doppelt so laut wie nötig und lieferte zusätzlich Feedbackgeräusche. Die ersten beiden Songs waren daher ne Katastrophe. Danach hatte man dann offenbar zumindest das Gitarrenproblem in den Griff bekommen, den Gesang aber bis zum Ende nicht. Schade, denn Mono Inc. spielten eine gute Auswahl Ihrer Songs und unterhielten mit "The Passenger", dem Drum-Solo von Katha und netten Ansagen ("Und jetzt einmal alle Schirme wippen."). Hätte richtig viel Spaß gemacht, wenn der Sound gestimmt hätte.

[Maiks zweite Meinung: Doppelt schade, da die 100. Folge des Mono Inc. Tourtagebuchs gedreht wurde. Special Guests: Die wippenden Regenschirme:]

Rabia Sorda: Die wollte ich unbedingt sehen. Meine MitstreiterInnen haben sich komischerweise nach den ersten zwei Songs aus dem Staub gemacht. Völlig unverständlich. War ne gute Show, sehr energiegeladen. Musikalisch haben die mir sehr gut gefallen, Elektro-Punk trifft es wirklich ganz gut. Okay, vielleicht muss man auf diese Art von Mucke stehen, aber ich fands toll und würde die mir jederzeit wieder angucken. Sie sind sogar einfacher zu ertragen als Hoicico, das Hauptprojekt des Sängers, was - zugegeben - eher was über Hoicico als über Rabia Sorda aussagt. 

Apoptygma Berzerk: Die Truppe sind ja alte Bekannte und waren schon bei unserem ersten Blackfield vor zwei Jahren dabei. Ich fand die Show damals echt toll und freute mich wirklich sehr auf die Norweger. Stylisch kamen sie daher, alle im rotem Hemd mit schwarzer Krawatte, cool. Als es losging, wunderte ich mich nur ein wenig über den Sänger. Stephan hüpfte wild gestikulierend und grimmassierend über die Bühne. Schnell wurde der Grund dafür klar: Eigentlich sang er schon - dummerweise konnte ihn nur niemand hören. Toll, super, herzlichen Dank liebe Technik zum zweiten. Richtig eingestellt haben die ihn auch über das ganze Set nicht, er sang die ganze Zeit sehr vorsichtig, als ob er sich selbst nicht richtig hören würde. Sehr schade, denn die Songauswahl war genial. Vor allem die schönen alten Songs wie "Love never dies", "Non stop violence" und "Starsign" haben mich begeistert. Das Highlight war allerdings der letzte Song: eine Coverversion von "Major Tom", bei der das gesamte Publikum den Refrain auf deutsch mitsang. "Völlig losgelöst von der Erde, fliegt das Raumschiff..." Juhuu, das hat Spaß gemacht.

IAMX: Die kannten wir ja ebenfalls schon von vor zwei Jahren und ich kann denen nix abgewinnen. Im Anbetracht des Wetters haben wir uns daher entschieden nach Hause zu fahren, And One hin oder her. Wenn ich mir die Bilder von dem Auftritt angucke, denke ich, es war die richtige Entscheidung. Sehen immer noch so strange aus wie damals. Mir sind die einfach zu anstrengend.

Diary of Dreams: Zu denen kann ich daher auch nix sagen. Ich denke nicht, dass wir was Tolles verpasst haben. Die hatten ihre zweite Chance, mich zu überzeugen, dass sie wieder so gut sind wie früher und haben sie verpasst. Ein drittes Mal gewähre ich erstmal nicht, da müssen schon zusätzliche Argumente auf den Tisch. (Man soll ja nie "nie" sagen.)

And One: Eigentlich wollte ich die ganz gerne mal sehen, aber zwei blöde Bands ertragen bei strömendem Regen, um dann eventuell festzustellen, dass die, auf die man gewartet hat, nicht so dolle sind? Das war mir zu blöde an dem Tag, von daher keine Meinung zu And One. Falls jemand die gesehen hat und was dazu schreiben möchte, die Kommentarfunktion darf gerne genutzt werden.

Sonntag, 26.06.:

Blitzmaschine: Wir plädieren hiermit dafür das Blackfield im nächsten Jahr später starten zu lassen. Und gestehen somit verschämt die erste Band auch am Sonntag nicht geschafft zu haben. *auweia, alte Leutchens kommen so früh nicht aus dem Bett*

Stahlmann: Die Herren mit der tollen silbernen Gesichtsfarbe haben wir dann aber immerhin zur Hälfte gesehen. Und die haben uns richtig begeistert. Knallharter Sound, deutsche Texte und ein Sänger mit toller, eingängiger Stimme. Wow! Maik hat prompt bei den T-Shirts zugeschlagen und wir freuen uns schon auf Mono Inc. im Oktober, wo Stahlmann Support sein werden. Glück auf!

Sono: Standen ja letztes Jahr in einer Vollsperrung auf der Autobahn und durften daher dieses Jahr noch einmal einen Versuch wagen. Es hat geklappt, sie waren da. Stimmlich ein echt toller Sänger, die Musik war auch nicht schlecht. Nur der Funke ist bei mir überhaupt nicht übergesprungen. Das war für mich Musik, die nett und locker im Hintergrund laufen kann, aber nix für einen Live-Auftritt. Schade, ich kann nicht einmal sagen, was mir fehlte.

 

Reaper: Auf dieses Projekt von Vassi, den ich sonst nur als die eine Hälfte von Frozen Plasma und Live-Keyboarder bei VNV Nation kenne, war ich sehr neugierig. Maik hat sich nach ein paar Fotos verabschiedet, ich glaub, ihm war das zu elektronisch (?). Mir haben die ganz gut gefallen, allerdings waren das schon sehr harte Beats für die frühe Tageszeit. Mitleid bekamen sie auch für das Bühnenoutfit, die Gesichtsschminke war bei dem heißen Wetter sicher nicht angenehm. Vassi fühlte sich auch zu einem entsprechenden Kommentar hingerissen. Absolutes Highlight war der Gastsänger bei der spanischen Version von "Dirty Cash" (leider habe ich den Namen nicht richtig verstanden): geile Show und geile Stimme.

A Life Divided: Im Gegensatz zum Samstag war das Wetter am Sonntag ja bald schon zu heiß. Nach längerer Zeit in der Sonne brauchte ich unbedingt Schatten und da mich diese Band nicht so gereizt hat, habe ich die Chance ergriffen. Auf die Distanz klangen die okay, aber nicht mehr. Durchschnitt, von dem weder etwas hängen geblieben, noch besonders aufgefallen ist. Laut Maik war die Show auch nicht der Brüller.

Assemblage 23: Eigentlich sollten hier Rotersand kommen, die leider krankheitsbedingt absagen mussten. An Assemblage hatte ich sehr gute Erinnerungen, wir haben die schon zwei Mal live gesehen, allerdings ist das schon ne Weile her. Einmal mit Diary, als die noch richtig gut waren, und einmal mit Icon of Coil. An den Eindruck von damals konnten die überhaupt nicht anknüpfen. Die Songs waren solide, aber lieblos, mitreißend ist anders. Da bleib ich lieber weiterhin bei den alten Alben.

Letzte Instanz: Eines der ersten Highlights des zweiten Festivaltages. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich die schon live gesehen habe, teilweise ja sogar noch mit dem alten Sänger. Ich bin nie enttäuscht worden, auch dieses Mal nicht. Die Jungs sind eine grandiose Liveband, die Show ist toll und die Songs spitze. So auch dieses Mal. Einziger Kritikpunkt: Es war zu kurz! Die hätten noch so viele schöne Songs gehabt, vor allem das "schönste Lied der Welt" hat gefehlt. Nächstes Mal bitte mehr Spielzeit für die Instanz.

Combichrist: Seit 2009 sind wir beim Blackfield dabei. Seit 2009 schreibe ich auf den Feedback-Zettel als Wunschband - neben The Birthday Massacre - COMBICHRIST. Und nun waren sie endlich im Line-Up. Yeah! Es ging auch super gut los. Die Jungs um Sänger/ Schreihals Andy sind ne absolute Schau, sowohl von den Kostümen/ Make Up als auch der Action auf der Bühne her. Maiks Fotos zeigen das wohl eindeutig. Doch schnell war der Spaß vorbei. Die Technikprobleme schlugen wieder zu, dieses Mal so heftig, dass die Jungs nichts mehr machen konnten. Sie waren komplett lahmgelegt. Alle Versuche das zu reparieren schlugen fehl. Combichrist boten uns noch eine wohl als einmalig zu bezeichnende "Unplugged"-Version von "This Shit will fuck you up" und schlichen sich dann von der Bühne. Was genau passiert ist, wissen wir immer noch nicht so richtig. Der Veranstalter sagt, dass das Problem bei Combichrist lag, denen der Laptop abgerauscht ist. Combichrist sagen nix. Komisch irgendwie. Am Abend selbst gab es keine Ansage, was passiert ist. Ich bleibe misstrauisch, aber letztendlich ist es auch egal, weil nicht mehr zu ändern. Allerdings fände ich ein Entschädigungskonzert (zum Beispiel in der Matrix) sehr fair. Evtl. mit freiem/ ermäßigtem Eintritt für alle mit Festivaltickets? Oder einem Meet-and-Greet mit Band oder Drummer Joey? (Ich würde auch ein pinkes Plüsch-Einhorn mitbringen, verspochen!)

Eisbrecher: Die Jungs aus Bayern mussten nun also Ersatz für mein ausgefallenes Highlight bieten, was ihnen ganz gut gelang. Ein soldier, guter Eisbrecher-Gig. Tolle Songauswahl, coole Show, Sänger Alex ist ja eh ein begnadeter Entertainer. Die obligatorische Flasche Jack Daniels wurde ins Publikum gereicht und zum Schluss gab es für ausgewählte Damen im Publikum Rosen. (Kleine Randanekdote: Eine der Damen stand nachher in der Toilettenschlange hinter mir. Offenbar war sie Amerikanerin/ Engländerin und kannte Eisbrecher wohl nicht. Nachdem sie mit ihrer Gesprächspartnerin über das Alter des Sängers sinnierte, kam sie - unabhängig von der Klärung der Altersfrage - zu dem einem eindeutigen Schluss: "I would do him!" - Tja, Alex, offenbar ne Chance verpasst.)

Schandmaul: Eigentlich mag ich die ja sehr gerne und hätte sie mir auch angeschaut. Dummerweise kommt man ja insbesondere am Sonntag so schlecht vom Amphitheater mit dem ÖPNV weg, so dass wir uns entschieden haben, nach den ersten drei Songs zu gehen. Ich weiß daher nicht, ob und was ich verpasst habe. Allerdings habe ich mittlerweile die Vermutung, dass es besser war zu gehen. Offenbar hatten die Schandmäuler nichts besseres zu tun, als ihrem Namen alle Ehre zu machen und sich das Maul über Combichrist zu zerreißen. Ich finde das a) unkollegial, b) doof (auch Schandmaul sind - wenn auch in anderem Maße - auf Technik angewiesen, 2002 beim Castle Rock mussten sie das auch feststellen, vielleicht mal dran erinnern, liebe Leute) und c) dämlich (Schon mal überlegt, dass Ihr Publikum habt, das Euch und Combichrist mag?) Sorry, aber das musste mal geschrieben werden.

 

Alles in allem war das dieses Mal das schlechteste Blackfield, auf dem wir bisher waren. Die Bandauswahl, besonders am ersten Tag, war ziemlich mau, der zweite Tag zwar besser, aber auch der hatte seine Durchhänger. Für das Wetter kann der Veranstalter natürlich nix, aber auch das trug ja leider dazu bei, dass der Samstag nicht wirklich Spaß gemacht hat. Wirklich nervig und richtig ätzend waren die Soundprobleme, die sich durch beide Tage zogen und uns so manche Band vermiesten. Das bin ich vom Blackfield so nicht gewöhnt gewesen und was immer die Ursache dafür war, ich würde raten das schleunigst abzustellen. Für das nächste Jahr werden wir jedenfalls erst einmal das endgültige Line-Up abwarten und dann entscheiden, ob wir hingehen, Frühbucherrabat hin oder her. Im Notfall dann vielleicht auch nur ein Tages- statt einem Festivalticket. Und am ÖPNV könnte man nun wirklich endlich mal was machen. Es ist frustierend sich jedes Jahr zu wünschen, dass der Top-Act am Sonntag doof ist und man freiwillig früher gehen kann, nur damit man noch ohne Taxi und stundenlange Wartezeiten nach Hause kommt. Naja, wir werden sehen. Vielleicht wird ja zum 5-jährigen Jubiläum alles besser.

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Horch und Guck: