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Mats Strandberg "Das Heim"

Joel Englund ist in seinen Geburtsort zurückgekehrt, um seine Mutter Monika dabei zu begleiten, wie sie in ein Altersheim zieht. Seit einem Herzinfarkt, an dem sie beinahe gestorben wäre, ist Monika dement und die Krankheit ist nun so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Dass das Ganze nicht einfach werden würde, war Joel klar, doch etwas stimmt mit seiner Mutter nicht. Die einst höfliche und freundliche Frau wird zunehmend finster, beleidigt andere Menschen und fügt sich selbst Verletzungen zu. Zusätzlich scheint sie aber auch Dinge über andere Personen zu wissen, die sie eigentlich gar nicht wissen kann. Von Persönlichkeitsveränderungen bei Demenz hat Joel bereits gehört, aber in einem solchen Ausmaß? Gemeinsam mit seiner Jugendfreundin Nina, die in dem Altersheim als Pflegerin arbeitet, versucht Joel herauszufinden, was mit seiner Mutter nicht stimmt. Bald kommt den beiden ein schrecklicher Verdacht: Hat seine Mutter, als sie beinahe an dem Herzinfarkt gestorben wäre, etwas von der anderen Seite mit in diese Welt gebracht?

Strandberg hat mit diesem Buch einen gelungenen und intelligenten Horrorroman vorgelegt. Auf die Idee als Setting ein Altersheim zu wählen, muss man erstmal kommen. Die Sache mit dem "Anhalter", also dem Wesen aus dem Jenseits, das mit in unsere Welt gelangte, finde ich nicht ganz so innovativ, aber das sei diesem Buch verziehen. Strandberg versteht sich meiner Meinung nach weniger auf die fantastischen Elemente (schon die Vampire in "Die Überfahrt" fand ich ziemlich altbacken), als vielmehr darauf, Horror dort zu zeigen, wo er zunächst nicht zu erwarten ist: In diesem Buch ist es das Altersheim - in seinem vorherigen Roman war es die gesamte Atmosphäre auf dem Kreuzfahrtschiff und die Biografien der Reisenden (mit dem Großteil wollte man wirklich nicht tauschen). Alles in allem kann ich sowohl dieses als auch den Debutroman von Strandberg nur empfehlen. Nicht ganz konform gehe ich mit der Werbung auf dem Buch "der skandinavische Stephen King" - dafür muss Strandberg dann doch erst noch ein bisschen mehr leisten, finde ich.

 

 

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Horch und Guck: