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F. K. Kaul "Ärzte in Auschwitz"

Durch den bevorstehenden Umzug von Maiks Eltern sind wir jetzt mehr oder weniger freiwillig in den Besitz einer größeren Menge von alten DDR-Büchern gekommen, die wir zum Teil im Bekanntenkreis weiterreichen werden und zum Teil gerade bei Amazon versuchen noch an den Mann/ die Frau zu bringen. Einige davon sind mir von Maiks Vater empfohlen worden bzw. fand ich selber so interessant, dass ich beschlossen habe, sie mir auch einmal zu Gemüte zu führen. "Ärzte in Auschwitz" war eines davon. Obwohl ich schon ein wenig über Mediziner in den Nazi-Konzentrationslagern wusste, hatte ich mir detailliertere und weitere Infos zu dem Thema von einem Buch erhofft, dass sich nur damit auseinandersetzt, auch wenn dieses schon *hüstel* einiges älter ist. Spannend fand ich auch, einmal zu lesen, wie die DDR-Wissenschaftsperspektive in dieser Hinsicht war.

Ich muss sagen, dass ich im Nachhinein ziemlich enttäuscht war. Die Darstellungsweise hat sich mir überhaupt nicht erschlossen. Grundsätzlich erfolgte eine Orientierung an den jeweiligen Tätern, was ich noch nachvollziehbar fand. Inhaltlich jedoch waren die Darstellungen geprägt von Wiederholungen; Zeugenaussagen wurden häufig wortwörtlich wiedergegeben, was an sich nicht schlecht ist, allerdings bezogen sich diese häufig auf den gleichen Sachverhalt. Warum ich über drei Seiten immer wieder gleiche (oder sehr ähnliche) Aussagen zum gleichen Tatvorwurf lesen muss, hat sich mir einfach nicht erschlossen. Hier hätte ich mit Verweisen gearbeitet (ähnlich äußern sich auch die Zeugen X, Y und Z) oder für den juristischen Laien herausgestellt, worin der Unterschied zu den bereits angeführten Aussagen besteht.

Besonders aufgefallen ist mir das Kapitel über die juristische Verfolgung der NS-Ärzte und ihrer Verbrechen in den beiden deutschen Staaten. Auf 25 der insgesamt 30 Seiten wird dabei die Vorgehensweise der BRD kritisiert - übrigens völlig zu Recht. Wenn man liest (und auch ansonsten weiß), dass sich die Behörden nicht gerade überschlagen haben, die Täter zu finden und zu verurteilen bzw. häufig seltsam konstruiert wirkende Urteilsbegründungen heranzogen, fällt es zumindest mir schwer, dies zu verstehen und für korrektes Verhalten zu befinden.

Allerdings war ja auch die DDR nicht unbedingt besser, aber das durfte in den Buch natürlich nicht geschrieben werden. Stattdessen wird nur auf fünf Seiten aus der Urteilsbegründung zitiert, in der ein KZ-Arzt tatsächlich verurteilt wurde. Dies wird als Beispiel dafür dargestellt, wie die DDR immer (sic!) mit NS-Verbrechern umging. Ob das stimmt, mag dahingestellt bleiben. Weitere Fälle werden jedenfalls nicht aufgeführt, hieraus kann man seinen eigenen Schluss ziehen. (Aber spannend war es somit irgendwie schon das Buch zu lesen, zumindest im Hinblick auf den letztgenannten Aspekt.) 

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Horch und Guck: