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D.B. John "Stern des Nordens"

Jenna Williams ist die Tochter eines afroamerikanischen Vaters und einer koreanischen Mutter. Zweisprachig aufgewachsen, scheint es keine Überraschung, dass sie sich sowohl in ihrem Studium als auch ihrer folgenden Forschungstätigkeit auf Korea spezialisiert, allerdings nicht den Süden, sondern den verschlossenen und für viele rätselhaften Staat Nordkorea. Als die CIA sie anwerben will, ist Jenna zunächst nicht interessiert. Dies ändert sich jedoch, als Jenna erfährt, dass ihre Zwillingsschwester möglicherweise nicht vor Jahren im südkoreanischen Meer ertrunken ist, sondern von einem nordkoreanischen U-Boot in den abgeschotteten Staat entführt wurde. Plötzlich scheint die Tätigkeit für den Geheimdienst nicht nur die einzige Möglichkeit, mehr zu erfahren, sondern womöglich auch die Option ihre Schwester zu retten, sollte diese noch leben...

In Pjöngjang hat der Parteifunktionär Cho derweil ganz andere Sorgen. Sowohl er als auch sein Bruder sollen auf verantwortungsvolle Posten im nordkoreanischen Machtapparat berufen werden. Doch dafür müssen sie eine Prüfung ihrer Familie über die letzten drei Generationen bestehen. Cho ist besorgt, da er und sein Bruder als Kinder in ein Waisenhaus kamen und nichts über ihre wahren Eltern wissen. Bald jedoch sind nicht nur seine berechtigten Sorgen sein einziges Problem: Je tiefer Cho in die inneren Machtzirkel vordringt, desto mehr erfährt er, was seine bisherige Weltsicht gehörig verändern wird...

In der nordkoreanischen Provinz an der Grenze zu China hat die Bäuerin Frau Moon zur gleichen Zeit ein kleines Päckchen gefunden, offenbar Propagandamaterial aus dem Süden. Sie meldet diesen Fund aber nicht, sondern verbrennt die Flyer und nutzt die sonstigen Inhalte um in den lokalen Markt einzusteigen. Bald ist sie mit ihrem koreanischen Grill beliebt und erfolgreich. Doch als eine der anderen Marktfrauen verhaftet wird, macht Moon sich zu ihrer Fürsprecherin - und erweckt damit die Aufmerksamkeit der gefürchteten Geheimpolizei...

Das vorliegende Buch ist ein spannender Thriller in einem ungewöhnlichen Setting. Mit Nordkorea wird ein Land gewählt, das ebenso mysteriös wie unbekannt ist und deshalb unzählige Anlässe für Spekulationen und Gerüchte gibt. Obwohl der Autor sich offensichtlich gut in der Region auskennt, finde ich es schwierig zu sagen, welche Szenarien in dem Buch tatsächlich der Wahrheit entsprechen und welche erfunden sind. Bei einigen weiß ich es recht sicher (drei Generationennachweis, Entführungsprogramme, die tiefe Verehrung der Nordkoreaner*innen für die Herrscherfamilie), bei anderen finde ich es sehr schwer sie zu glauben (biologische Kriegsführung). Spannend war es auch zu sehen, wie der Autor schlussendlich alle drei Handlungsstränge miteinander verbunden hat. Das Ende war mir dann aber in einem Teil doch etwas zu bombastisch und fast schon wie für eine Verfilmung geschrieben. Alles in allem liest sich das Buch aber recht gut, so dass ich es durchaus empfehlen würde.

4
Horch und Guck: