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Catherine Jinks "Teuflisches Genie"

Auf den ersten Blick wirkt Caddel Piggot wie ein ganz normaler Junge - abgesehen davon vielleicht, dass er ein wenig klein für sein Alter ist. Doch dieser Eindruck täuscht: Caddel ist hochintelligent, allerdings sozial ein wenig - nun ja - zurückgeblieben. Er interessiert sich ausschließlich für Netzwerke, System aller Art und Technik, vor allem Computer. Nachdem er sich in einige Hochsicherheitssysteme gehackt hat (Kreditkartenkonten und die australische Stromversorgung) wird seinen Pflegeeltern nahegelegt, psychologische Hilfe für ihren Sprößling in Anspruch zu nehmen. Doch die Sitzungen bei Dr. Thaddeus Roth verlaufen völlig anders, als Caddel sie sich vorgestellt hat. Der Psychologe eröffnet ihm, dass Caddel der Sohn eines verbrecherischen Genies ist: von Dr. Phineas Darkkon.

Unter der Anleitung der beiden Erwachsenen gerät Caddel mehr und mehr in finstere und undurchsichtige Kreise. Nach seinem vorgezogenen Abitur (Caddel ist so intelligent, dass er dies mit 14 Jahren schafft), wird er zum Studium an das Axis-Institut geschickt, nach außen eine normale Privat-Uni, in Wirklichkeit eine Bildungseinrichtung für die zukünftige Verbrecher-Elite. Caddel besucht hier Veranstaltungen in Unterschlagung, Fälschung oder Infiltration. Doch bald bemerkt er, dass er auch Roth und seinem Vater nicht wirklich trauen kann: Er wird permanent beobachtet und eines Tages muss er entdecken, dass seine Pflegeeltern nur Tarnidentitäten sind, die beiden sind nicht einmal verheiratet, sondern spielen Caddel nur das Ehepaar vor. Auch seine über das Internet entstandene Freundschaft mit dem Mädchen Sonja, die an den Rollstuhl gefesselt ist, ist den Erwachsenen offenbar ein Dorn im Auge. Caddel wird klar, dass er aus den Fängen dieser Leute und vom Axis-Institut verschwinden muss, aber wie? Er macht sich seine Kenntnisse über die menschliche Psyche und Systeme zu nutze, um die Lehrerschaft des Instituts gegeneinander aufzuhetzen. Doch er hat den Charakter seiner Gegner gänzlich unterschätzt und muss bald feststellen, dass er Ereignisse in Gang gesetzt hat, die er weder kontrollieren kann noch in dieser Form beabsichtigt hat.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist spannend geschrieben und die Grundidee fand ich ungewöhnlich und witzig. Vor allem die Lehrer am Institut und die Schilderung der Unterrichtsfächer oder der anderen Studierenden ist herrlich böse und absurd. Caddel als Hauptfigur ist ein wenig ambivalent, besonders zu Beginn ist er nicht besonders sympathisch und hat auch kein schlechtes Gewissen, wenn er bspw. dafür sorgt, dass seine gesamte Jahrgangsstufe durch das Abitur fällt oder er einsamen Menschen über sein Partnerpost-System das Geld aus der Tasche zieht. Er verändert sich jedoch im Lauf der Geschichte und man erkennt als Leser, dass er eigentlich eher bemitleidenswert ist, denn seine Intelligenz und seine Herkunft haben ihn quasi automatisch zum Außenseiter gemacht. Das heißt allerdings nicht, dass es sich hier um ein trauriges Buch handelt. Ich jedenfalls habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und denke, dass ich auch die beiden weiteren Bände der Reihe um Caddell lesen werde.

5
Horch und Guck: