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Castle Rock 12 am 01.07.2011 im Schloß Broich, Mülheim a.d. Ruhr

In diesem Jahr hatten wir uns aufgrund des Bandangebotes entschieden nur den ersten Tag des Castle Rocks mitzumachen. Ich will den Samstag hier gar nicht schlecht reden, aber von denen, die wir kannten, hat Maik gar nix begeistert und mich nur Van Canto. Sich dafür nen kompletten zweiten Festival-Tag zu geben schien uns dann doch unsinnig und so nutzten wir die Möglichkeit uns nur für Freitag Tickets zu holen. Da ich ja die letzten Jahre schon öfter über das Castle Rock geschrieben habe, verzichte ich mal auf das allgemeine Geplänkel und komme direkt zu den einzelnen Bands.

Leichenwetter

klangen in der Vorankündigung ziemlich interessant. Zu hartem Rock vertonen sie deutsche Lyrik von Goethe und Konsorten. Eine wirklich innovative und spannende Idee. Leider haben die mich live überhaupt nicht mitgerissen. Ich kann nicht einmal genau sagen, woran es gelegen hat. Irgendwas hat gefehlt. Ich vermute, dass es zum Großteil der Sänger war. Er war ziemlich leise im Vergleich zur Musik, was schade war, da er eine recht gute Stimme hat, wie er mit einer kurzen Zwischeneinlage bewiesen hat. Dumm auch, dass er tierisch lispelte, selbst beim Singen. Und dann kam auch noch hinzu, dass mir irgendwann auffiel, dass er mich an den "Unglaublichen Heinz", einen Comedian, erinnert. Danach konnte ich ihn überhaupt nicht mehr für voll nehmen. Sorry, aber ich befürchte Leichenwetter und ich werden keine Freunde. Oh, ein Highlight war allerdings das Banner, das die Bühne schmückte: das Portrait eines lebenden Toten mit klassischer Face-Palm-Geste. :-)

Merciful Nuns

sind wahrscheinlich den wenigsten ein Begriff, obwohl die meisten Gothic-Fans den Sänger, Artaud Seth, durchaus kennen sollten. Ja, genau, es ist der Mastermind von Garden of Delight. In den Genuss eines Konzerts von denen bin ich schon einmal gekommen und auch, wenn wir damals so unter Bühnennebel gesetzt wurden, dass es fast nicht mehr schön war - eins hat sich klar herausgestellt: Der Herr ist ein begnadeter Frontman, der eine tolle Show liefert, sich seiner Wirkung mehr als bewusst ist und genau weiß, wie er seine Stimme einsetzen kann und muss. In dieser Hinsicht wurde ich auch von ihm in Kombination mit seinem neuen Projekt, den gnädigen Nonnen, nicht enttäuscht. Die Show war sehr auf Seth zugeschnitten, sehr cool, aber mir haben die richtig gut gefallen. Schade, dass sie nur so einen kurzen Slot hatten.

End of Green

kamen als Ersatz für Zeromancer, die kurzfristig absagen mussten, weil ihr Bassist wohl ziemlich übel an den Nebenwirkungen von seinen Migränemedikamenten laboriert bzw. erkrankt ist. Schade, ich hatte mich echt auf Zeromancer gefreut. Beim Blackfield letztes Jahr haben die sehr gut gerockt. End of green (kannten wir ebenfalls vom Blackfield) sind nicht so ganz mein Fall, obwohl sie sicher ebenfalls gute Musik machen. Bei denen fehlt mir was, ich komm nicht auf den Sound klar, näher kann ich es leider nicht beschreiben. Ich habe den Auftritt daher nur so nebenbei verfolgt und die Zeit genutzt was zu essen und die Merchstände zu inspizieren. End of green-Fans mögen mir verzeichen.

Moonspell

sind ja quasi Gothic-Rock-Legenden. Umso mehr hat es mich gefreut, als ich hörte, dass die Portugiesen tatsächlich zum Castle Rock kommen würden. Ehrlich gesagt waren Moonspell das entscheidende Argument für mich, mir eine Karte zu holen. Ich muss sagen, ich bin nicht enttäuscht worden. Moonspell boten eine mitreißende und tolle Show. Lichteffekte und ein sehr guter Frontman sorgten dafür, dass eine mehr als passende Athmosphäre im Burghof herrschte. Einziger Kritikpunkt (und hier gehe ich wirklich mit Maik konform): die Growls. Ich verstehe einfach nicht, warum manche Sänger mit wirklich tollen Stimmen meinen, sie müssten ihren Gesang mit diesem Gegröle und Gegrunze "bereichern". Aber ansonsten waren Moonspell wirklich der gelungene Abschluss eines schönen Festivaltages. Schade nur, dass die Hütte nicht voll war und der Zugabenapplaus sich nicht richtig einstellen wollte. Hier merkte man das übliche Spiel zwischen Publikum und Künstlern: Die kommen eh noch mal raus, spielen ihre eins, zwei Zugaben, egal wie groß der Applaus ist und das wars. Hier wars das dann wirklich: Moonspell wollten wegen des mäßigen Applauses nicht noch mal kommen. Schade, aber konsequent.

Tja, was kann man zusammenfassend noch sagen? Nun, vielleicht eine Sache: Es war das erste Castle Rock, das ich ohne Sound-Probleme erlebt habe. Hut ab, ich weiß nicht, wieso das dieses Mal geklappt hat, aber was immer es war, bitte nächstes Jahr wiederholen. Ansonsten wäre es vielleicht noch schön, wenn nächstes Jahr auch am Samstag ein Bandangebot existieren würde, das uns dazu animiert Karten für beide Tage zu kaufen. Ich bin zuversichtlich. ;-) 

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Horch und Guck: