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Der Nutzenmaximierer Wulff [Update]

Ich bin ja ein großer Anhänger von angewandten Cover Stories bei Klausuraufgaben. Die sind nicht so staubtrocken, anonym und abstrakt. Einen ganz aktuellen "Fall" hat Justus Haucap, Chef der Monopolkommission und des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie, für seine Studenten ausgegraben: Der Bundespromi Wulff möchte gerne seinen Amtssold optimal auf Urlaubsreisen und Schlossparties aufteilen, wobei er eine größere Präferenz für ersteres hat. Die komplette Cover Story kann man hier nachlesen. Das ganze ist eine klassische Haushaltsoptimierung, wie sie jeder Wiwi-Student im ersten Semester lösen können sollte. Nur angenehm aufbereitet. (Eine kleine Lösungshilfe hat Stephan Ewald verfasst.) Aus Lehrbuchsichtweise verhält sich Wulff also vollkommen rational. Er ist der klassische Homo Oeconomicus, ein gnadenloser Nutzenmaximierer. So kann man aber die Urlaubszuwendungen befreundeter Unternehmer natürlich viel besser verstehen.

Update: Abseits dieses konstruierten(?) Falls zeigt das Verhalten von Wulff, dass viel wahres am gnadenlosen Nutzenmaximierer Wulff liegt, wie Michael Spreng zutreffend analysiert:

Wulff blieb bis zuletzt konsequent materiell motiviert[. ... Die] Rücktrittserklärung war eine genau kalkulierte Ehrensold-Absicherungserklärung[, damit ...] sein Rücktritt aus politischen, nicht aus persönlichen Gründen erfolgt[e]. Persönliche Gründe hätten die 199.000 Euro jährlich in Gefahr gebracht.